Beschluss: zur Kenntnis genommen

Im Ausschuss für Schule, Jugend und Soziales wurde bereits über die Bildung eines Arbeitskreises „Schulen“ beschlossen.

 

Es wurden folgende Personen für den Arbeitskreis „Schulen“ benannt:

 

Mitglied                                       Vertreter

Herr Dr. Kambartel                     Herr Dr. Hamers

Herr Josef Werny                         Herr Anton Meiers

Herr Josef Neiß                           Frau Ruth Deckers

Herr Andreas Rademacher         Herr Hans Schürgers

 

Der Arbeitskreis soll am Mittwoch, den 5.9.2007 um 19 Uhr erstmalig zusammentreten.


Mit Beschluss vom 31. Mai 2007 der Gemeindevertretung wurde der Offene Ganztagsbetrieb in den Grundschulen der Gemeinde Selfkant zum Schuljahresbeginn 2007/2008 eingeführt.

 

Der Begriff Offene Ganztagsschule (OGS) bezeichnet eine besondere Form der Ganztagsschule. Im Gegensatz zur gebundenen Ganztagsschule wird die herkömmliche Zeitstruktur des Unterrichts um eine Übermittagbetreuung, Angebote zur Freizeitgestaltung aber auch um ein schulisches Nachmittagsangebot erweitert. Da die Anmeldung zur OGS freiwillig ist und jährlich bestätigt werden muss, spricht man von der offenen Ganztagsschule.

 

Das bedeutet, dass die Schüler nach dem regulären Unterricht bis 16 Uhr an den Nachmittagsveranstaltungen teilnehmen können. Die Schüler können im Ganztagsschulbetrieb individuell gefördert werden, dazu zählt es die Begabungen und Stärken zu fördern und die Schwächen auszugleichen und auch hier den einzelnen Schülern Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

 

Die offene Ganztagsschule im Primarbereich verfolgt im Wesentlichen drei Ziele:

 

  • Verbesserung der Bildungsqualität und mehr individuelle Förderung

"Das hab' ich noch nie kapiert." Meist erfahren Eltern von den Problemen ihrer Kinder erst, wenn es schon zu spät ist. Ganztagsschulen bieten Chancen für Entwicklung: Lernschwächen wird schon früh Einhalt geboten. Das neue Unterrichtskonzept bietet mehr Zeit - Zeit für individuelle Förderung. Die Kinder können ihren Rhythmus selbst bestimmen. Kleine Lerngruppen nehmen die Angst vor dem Nachfragen.

An Ganztagsschulen sind die Hausaufgaben in den Schulalltag integriert und werden zu "Schulaufgaben". In den Aufgaben- und Ergänzungsstunden werden die Schüler von pädagogischen Fachkräften oder qualifiziertem Zusatzpersonal unterstützt. So fällt es leichter, Lernschwierigkeiten rechtzeitig zu beheben und besondere Fähigkeiten zu fördern. Schüler, die sich in einem Fach unterfordert fühlen, kommen in Neigungsgruppen und Vertiefungsstunden auf ihre Kosten. Dort bleibt genügend Zeit, Lieblingsfächer zu intensivieren und spezielle Themen näher zu beleuchten.

In Arbeitsgruppen werden fachübergreifende Kompetenzen gefördert. Soziales Lernen, motorische Fähigkeiten, selbstständiges Handeln, Sprachkompetenz und Ausdrucksfähigkeit stehen den klassischen Fächern in ihrer Bedeutung in nichts nach. Berufsorientierung und Bewerbungstrainings runden das vielseitige Programm ab. Und da Praxisbezug ausdrücklich erwünscht ist, sind außerschulische Experten und engagierte Eltern bei der Mitgestaltung des Schulalltags willkommen. Das Lernen an Ganztagsschulen ermöglicht somit schon früh den Blick über den Tellerrand hinaus.

 

 

 

  • bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

 

Kinder oder Beruf? Für viele Eltern ist heute beides wichtig. Ganztagsschulen gehen auf dieses Bedürfnis ein. Sie helfen, Job und Familie besser miteinander zu vereinbaren. In den meisten europäischen Ländern gilt das als ein selbstverständliches Anliegen - staatliche Betreuungsangebote unterstützen die Eltern dabei. In Deutschland ist es häufig noch ein Balance-Akt, Beruf und Familie miteinander in Einklang zu bringen. Ganztagsschulen schaffen außerdem eine ideale Grundlage, um auch ausländischen Kindern reelle Einstiegschancen für eine Zukunft in Deutschland zu sichern.

An Ganztagsschulen ist das Engagement von Müttern und Vätern ausdrücklich erwünscht. Erst durch die Ideen und Vorschläge der Eltern können Ganztagsschulen ihr Potenzial als lebendiger Lernraum voll entfalten. Eltern, die von ihrem Beruf berichten, können helfen, Brücken in die Praxis zu schlagen. So erhalten die Schülerinnen und Schüler wertvolle Einblicke in die Berufswelt.

Ganztagsschulen wollen und können den Rückhalt in der Familie nicht ersetzen. Sie ergänzen das Familienleben sinnvoll, entlasten die Eltern und arbeiten Hand in Hand mit ihnen. Davon profitieren nicht nur allein erziehende Elternteile und Elternpaare, bei denen beide berufstätig sind. Und das Schöne an Ganztagsschulen ist: Durch das umfassende schulische Angebot bleibt mehr freie Zeit fürs Familienleben.

 

  • Ganztagsangebote aus einer Hand unter dem Dach der Schule

 

 

Schule und Freizeitgestaltung - in der Ganztagsschule verschmelzen zwei scheinbar unvereinbare Gegensätze miteinander. Neben den klassischen Unterrichtsfächern haben kreative Aktivitäten und gemeinsames Erleben einen festen Platz im Schulalltag. Die vielfältigen Angebote und klassenübergreifenden Projekte jenseits des Lehrplans fördern Verantwortungsbewusstsein, Motivation, Gemeinschaftsgefühl und Teamfähigkeit. Durch die gemeinsam verbrachte Zeit entwickelt sich zwischen Schülern und Lehrern ein solides Vertrauensverhältnis - die beste Basis, um besser miteinander klarzukommen und Probleme schon früh zu erkennen und anzusprechen.

 

 

Zum Zeitpunkt der Beantragung der Mittel hatten sich 50 Kinder (29 Kinder/Kath. Grundschule Selfkant I und 21 Kinder/Kath. Grundschule Selfkant II) zum Ganztagsbetrieb in den Grundschulen angemeldet. Zum jetzigen Zeitpunkt hat sich die Zahl bereits um 12 Kinder erhöht.

 

 

Die Einführung der Offenen Ganztagsschule bedingt investive Baumaßnahmen an den gemeindeeigenen Schulen. Beispielsweise müssen Betreuungsräume, Küche und Speiseräume geschaffen werden, um einen dauernden Betrieb gewährleisten zu können.  Für die gemeindeeigenen Schulen wurde in Zusammenarbeit von Verwaltung und Schulen folgender Raumbedarf festgestellt:

 

 

 

Kath. Grundschule Selfkant I

Küche und Speiseraum

 

Kath. Grundschule Selfkant II

Betreuungsraum

Turnraum

Küche ist vorhanden

 

Die Bundesregierung unterstützt mit dem Investitionsprogramm "Zukunft Bildung und Betreuung" (IZBB) letztmalig für das Jahr 2007 den Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen.  Aufgrund stark anwachsender Zahlen teilnehmender Schüler am Ganztagangebot ist dieses Investitionsprogramm des Bundes deutlich überzeichnet. Aus den Pressemitteilungen der vergangenen Tage war zu entnehmen, dass zahlreiche Träger keine Mittel mehr bekommen. Für die Gemeinde Selfkant wurde bereits mündlich zugesagt, dass 50 % der beantragten Mittel (115.000 € je Schule) wohl  in den nächsten Tagen bewilligt werden.

 

Zur Beantragung der Mittel mussten Planungen zum Umbau/Ausbau der Schulen der Bezirksregierung sowie eine darauf basierende Kostenermittlung vorgelegt werden. Für die gemeindeeigenen Schulen ergibt sich für die Kath. Grundschule Selfkant I ein Investitionsvolumen von 200.000 € und für die Kath. Grundschule Selfkant II ein Investitionsvolumen von 400.000 €.  Die IZBB-Zuwendungen werden voraussichtlich 115.000 € für beide Schulen betragen.

 

Die Realisierung des Bauprogramms stellt im Hinblick auf den außerordentlich hohen Eigenanteil eine große Belastung dar.  Aus diesem Grund wurden in der Verwaltung folgende Alternativen diskutiert:

 

 

Zusammenlegung der offenen Ganztagsbetreuung an einer Grundschule

 

Die Zusammenlegung der Offenen Ganztagsschule an einen zentralen Ort dürfte sicherlich Synergieeffekte bei den Personal- und Sachkosten hervorrufen. Auf der anderen Seite werden diese wieder dadurch relativiert, dass mehr Schülerfahrtkosten entstehen.

 

 

Des Weiteren wäre zu berücksichtigen, dass nach Einführung der offenen Ganztagsschule empirisch zu erkennen ist, dass die Anmeldezahlen drastisch nach oben steigen werden. Im Kreis Heinsberg bieten 9 von 10 Städte die offene Ganztagsschule an. Die Stadt Wassenberg beispielsweise hat bereits im Jahr 2004 eine OGS  mit 50 Kindern angemeldet, heute (Stand 01.08.2007) sind es 427.

 

Eine Statistik über die Anmeldezahlen zur Offenen Ganztagsschule im Regierungsbezirk Köln ist als Anlage der Einladung beigefügt. Derzeit  sind 370 Kinder an gemeindlichen Grundschulen.  Die Kapazität der vorhandenen Standorte auch bei Umbau eines Standortes wäre bei steigenden Zahlen sicherlich schnell ausgereizt.

 

Zusammenlegung der Grundschulen an einen neuen Standort

 

Die Zusammenlegung der Grundschulen an einen zentralen Ort ist in der Vergangenheit bereits häufig diskutiert worden und wäre sicherlich dahingehend positiv zu sehen, dass sehr viele Synergieeffekte in verschiedensten Bereichen erzielt werden können.  Die größeren Schulen bieten zudem verschiedenste Möglichkeiten, Aktivitäten anzubieten (Gemeinschaftsangebote EDV/Werkräume/Filmraum).

 

Auf der anderen Seite ist dies natürlich zunächst mit sehr hohen Investitionskosten verbunden. Zudem fördern große Schulen Anonymität. Dies führt zu Isolation der „Problemkinder“, wie z.B. Kindern mit wirtschaftlichen Benachteiligungen oder Kinder von Minderheiten/Migrationskinder. Dadurch bedingt steigt die Zahl der Fälle mit mehr Vandalismus, Diebstahl und Gewalt.

 

Aus- und Umbau der vorhandenen Standorte

 

Die Erhaltung der Grundschulen war in der Vergangenheit mit teilweise hohen Investitionskosten (Erneuerung Heizungsanlagen, Fenster, EDV Verkabelung) belegt. Zudem haben die vier Standorte im Vergleich zu einem zentralen Standort zu Mehrbedarf bei den Unterhaltskosten geführt.

 

Jedoch hat sich die wohnortnahe Beschulung in der Vergangenheit pädagogisch als sehr positiv etabliert und wird von der Mehrheit der Kommunen im Land NRW so praktiziert. Durch den nahen und persönlichen Kontakt von Lehrern und Schülern konnten gerade Kinder im Primarbereich in ihren Stärken gefördert und Schwächen ausgeglichen werden.

 

Der Gesetzgeber hat mit dem neuen Schulgesetz die wohnortnahe Beschulung gefördert. Durch den Wegfall der Schulbezirke können die Eltern zukünftig  grundsätzlich die Schule für ihre Kinder über die Gemeindegrenzen hinaus selbst bestimmen. Eine Zentralisierung der Grundschulen würde unter Umständen dazu führen, dass Kinder nach Wegfall der Schulbezirke zu wohnortnäheren Grundschulen in den Nachbarkommunen wechseln würden.

 

Die in der Verwaltung geführten Gedanken mögen Diskussionsgrundlage für eine Entscheidung sein, wie die Investitionskosten im Bereich der „Offenen Ganztagsschule“ verwendet werden.

 

Nach derzeitigem Kenntnisstand (Auskunft Bezirksregierung Köln) wäre die Zusammenlegung der Offenen Ganztagsschule zu einem Ganztagsbetrieb oder die generelle Zusammenlegung der Grundschulen für die Förderung dahingehend schädlich, dass nur der Förderbetrag für eine Schule bewilligt werden würde.